Lotto hat mir Glück gebracht. Ich habe sprichwörtlich den Sechser gezogen – und zwar in Sachen Job: Seit Kurzem gehöre ich zum Team der Unternehmenskommunikation. In den ersten Tagen gab es eine wichtige Hürde zu nehmen: Das Lotto-Kompakt-Seminar.

Der Crashkurs, den alle neue Lotto-Vertragspartner/innen, Lotto-Shop-Leiter/innen und Stellvertreter/innen absolvieren müssen. Alle Produkte, alle Gesetze, das volle Programm. Ich gehöre eher zu den Gelegenheits-Lottospielern, die nach dem Wetter entscheiden, ob sie 6aus49, Eurojackpot oder Glücksspirale spielen. So richtig verstand ich die Lotto-Produktpalette deshalb noch nicht. Aber 5 Tage lang ein Seminar inklusive Terminalbedienung besuchen – das würde meine Wissenslücken ohne Zweifel ausmerzen.

Dann kam der erste Tag. Und ich konnte meinen Augen kaum trauen: Stand da mitten im Bürogebäude ein Lottoshop? Tatsächlich! Der zu Schulungszwecken eingerichtete Laden entsprach eins zu eins einem gewöhnlichen Lotto-Shop, inklusive Magazinen, Tabakwaren und – na eben Lotto. Was es damit wohl auf sich hatte?

In der Lottozentrale in Potsdam steht ein "Musterladen" fürs Trainieren typischer Verkaufssituationen.
In der Lottozentrale in Potsdam steht ein „Musterladen“ fürs Trainieren typischer Verkaufssituationen.

12 Teilnehmende, 5 Tage, 2 Trainerinnen

Im Seminarraum warteten neben mir zwölf andere Kandidaten/innen darauf, in Sachen Lotto geschult zu werden. Die Gruppe kam quer aus Brandenburg. Ein Mecklenburger mit einer Zweigtankstelle in Lychen war auch dabei. Eine wirklich nette Truppe, wenn auch noch etwas unsicher. Was würde uns wohl jetzt erwarten?

Die Antwort folgte prompt in Gestalt unserer Trainerinnen: Kerstin Bochertund Bettina Nowak – beide Expertinnen ihres Fachs. Mit Begeisterung, Eloquenz und Witz führten sie die künftigen Lottoverkäufer/innen durch die fünf Tage und motivierten alle zur aktiven Teilnahme.

Als sich die Gruppe vorstellte, war ich überrascht, wie individuell die Gründe waren, aus denen sie den Kurs belegten. Klar, ohne Kurs kein Lottoverkauf. Aber da war zum Beispiel der Berufssoldat, der nach einem halben Jahr in Pension feststelle, dass er sich eine neue Aufgabe wünschte und im Laden seiner Bekannten anfangen wollte. Oder die junge Frau, die endlich den Mut gefasst hatte, den schwiegerelterlichen Laden zu übernehmen.

Als künftige Mitarbeiterin in der Lotto-Zentrale gehörte ich zwar nicht wirklich dazu, aber eines war klar: In dieser Woche war ich eine von ihnen! Also büffelte ich wie all die anderen, gesellte mich in den Pausen dazu und stellte fest, dass wir letztlich doch eines gemeinsam hatten: Wir wollten Lotto verkaufen.

Auch "Nervennahrung" ist Bestandteil der Unterlagen für ein Lotto-Seminar.
Auch „Nervennahrung“ ist Bestandteil der Unterlagen für ein Lotto-Seminar.

Das A bis Z des Lottoverkaufs

Plötzlich fiel das Wort „Prüfung“! Die Gruppe geriet in leichte Panik, wildes Geflüster zwischen den Kandidaten – und dann die Entwarnung: „Keine Angst“, sagte Bettina Nowak, „Sie alle werden die Prüfung schaffen.“ Eine Frau, ein Wort. Wir waren erleichtert.

Produktpalette, Lotto-Geschichte, Spiel-Systeme und jede Menge Gesetzesgrundlagen – der künftige Verkäufer musste ganz schön was drauf haben. Das war mir vorher gar nicht klar. Aber es ging auch um Ideen für das Marketing, um neue Online-Tools und andere Möglichkeiten, die Produkte und den Shop erfolgreich zu repräsentieren.  

Die Teilnehmer/innen durften sich am zweiten Seminar-Tag auf einen spannenden Abend freuen: Es ging in die Spielbank Potsdam. Das erlebte man ja auch nicht alle Tage. Ich bekam allmählich ein Gespür für die perfekte Organisation und die Mühe, die sich die LBL machte, um ihre neuen Vertriebspartner zu begrüßen und zu unterstützen.

Am dritten Tag durften wir an die Terminals. Für die meisten waren sie kein Novum, für mich schon. Scheine durchziehen, Lotto-Karten scannen und Belege drucken. Das kann schon ziemlich kompliziert sein. Seitdem achte ich akribisch darauf, den Lotto-Shop-Verkäufer nicht zu überfordern – bloß kein Storno! Der Arme!

Am Lotto-Terminal hieß es:   Scheine durchziehen, Lotto-Karten scannen und Belege drucken.
Am Lotto-Terminal hieß es: Scheine durchziehen, Lotto-Karten scannen und Belege drucken.

Sehr wichtig: Jugend- und Spielerschutz

Am Donnerstag zog ich einen Schulungsbeleg mit dem Hinweis auf einen Zentralgewinn. War das cool! Ich geriet ins Träumen…was wäre wenn? Inmitten der vielen Quoten, Spielquittungen und Gewinnwahrscheinlichkeiten war ich sicher, dass mich das Glück auch eines Tages treffen würde – aber da wedelte schon jemand aus der Gruppe mit einem Spielsucht-Flyer. Sie hatten wohl verstanden, worum es in Sachen Spielerschutz ging.

Schlusspunkt des Seminar-Tages war das Rollenspiel im Schulungsshop. Kerstin Borchert ließ dabei keine Möglichkeit aus, die „Verkäufer“ als – sagen wir – komplizierten Kunden aus der Fassung zu bringen.

Eine kleine Test-Prüfung meisterten alle in der vorgegebenen Zeit. Und der Freitag stand dann ganz im Zeichen des Jugendschutzes. Ein Thema, das die LBL unglaublich ernst nimmt. Beeindruckend, wie sie ihre Händler dafür sensibilisiert.

Prüfung bestanden? Au ja!

Schließlich kam der Prüfungstag. Noch einen Kaffee, dann ging es zuerst ans Terminal. „Herr Schusselig“ hatte viele Wünsche und jeder versuchte nach Kräften, alles korrekt einzugeben. Die Bondrucker ratterten, die Scanner piepten. Es war auch irgendwie witzig. Aber ich nahm die Sache ernst – schließlich hatte ich vielleicht bald die Lizenz zum Lottoverkauf!

„Sie haben alle den praktischen Teil geschafft“, lobte Bettina Nowak später. Es ertönte der in der Gruppe mittlerweile fest verankerte Jubelruf: „Au ja!“ Der theoretische Teil dauerte dann etwa eine Dreiviertelstunde. Ich bin sicher, dass alle ihn gut gemeistert haben, auch wenn einige am Ende nach eigener Aussage „nur noch Unsinn im Kopf“ hatten.

Ich habe mittlerweile stolz mein Zertifikat erhalten und meine Stelle in der Unternehmenskommunikation angetreten. Irgendwann fahre ich sicher raus und besuche den ein oder anderen vor Ort. Es lassen sich viele Geschichten erzählen, wenn man genau hinsieht. Denn ein Lottoshop und seine Verkäufer/innen sind auf jeden Fall eine Story wert!