Mit einer neuen Serie auf unserem Blog stellen wir auch einen neuen Autor vor. Klaus Müller-Deisting ist Daten-, Spieler- und Jugendschutzbeauftragter bei Lotto Brandenburg und schreibt über Themen, die ihm am Herzen liegen. Wie seine Arbeitsbeschreibung schon erahnen lässt, gehört Spielerschutz auf jeden Fall dazu und damit sind wir schon mittendrin in seinem ersten Beitrag.
Manche Worte sind sperrig und irreführend. „Lärmschutz“ ist so ein Wort. Wenn ich das Wort analog „Tierschutz“ verwenden würde, dann wäre die Frage: Vor wem muss der Lärm geschützt werden? Aber es geht um die Anwohner. Aber „Anwohnerschutz“ passt offensichtlich nicht auf ein Verkehrszeichen.
Und „Spielerschutz“ ist auch so ein irreführendes Wort. Mehr als 96 Prozent der Spieler brauchen keinen Schutz und kommen sehr gut zurecht. Und die restlichen 4 Prozent? Wovor müssen die geschützt werden? Die Antwort mag schockieren und ist doch richtig: Vor sich selbst! Diese Gruppe kann das eigene Spielverhalten nicht oder nur bedingt steuern.
Einige von Ihnen werden sich jetzt sicher denken: Kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Das tut doch weh im Portemonnaie! Das tut es – aber das Geld, das jemand verraucht, vertrinkt oder für sonstige „Hobbies“ oder „Genuss“ ausgibt, müsste das dann auch tun. Aber so funktioniert das nicht. Jedenfalls nicht im Hirn eines Suchtkranken.
Sorgen werden verdrängt
Was harmlos meist mit einem Gewinn anfängt, führt dazu, dass eine betroffene Person dieses gute Gefühl – gewonnen zu haben – zunehmend nutzt, um schlechte Gefühle auszublenden. Mein Vater hat immer gesagt: „Viele Menschen versuchen, ihre Sorgen zu ertränken. Sie vergessen dabei, dass Sorgen schwimmen können!“ Dasselbe gilt für das Verdrängen von Sorgen oder Problemen über gesteigertes Spielverhalten. Die Sorgen sind noch da, wenn man aufhört zu spielen. Sind es finanzielle Sorgen, dann sind Sie in der Regel nach dem Spiel noch größer als vorher.
Aber da ist diese verlockende Aussicht: Ein großer Gewinn und alles ist gut! Und dieses Ziel „alles ist gut“ ist ja nur die Kehrseite der Sorgen, die dazu führen, dass sich alles schlecht anfühlt.
So verständlich es ist, dass Menschen ihre Sorgen auch mal vergessen wollen: Spielen, insbesondere über seine Verhältnisse spielen, ist kein Ausweg, sondern eine Form der Verdrängung. Und Verdrängung hat noch kein Problem gelöst.
Achtsam bleiben
In diesem Sinne ist Spielerschutz zu verstehen: Achtsamkeit mit sich selbst; ab und zu mal innehalten und sich fragen: Was machst du eigentlich hier? Ist das noch ok? Und selbst wenn eine betroffene Person für sich selbst im Brustton der Überzeugung sagen kann: „Es ist ok!“, muss das nicht stimmen. Was für Sie persönlich noch okay ist, kann für Ihre Familie, Ihre Freunde und Arbeitskollegen schon eine spürbare Belastung sein.
Dieser Beitrag wird daher Fortsetzungen finden. Beim nächsten Mal werde ich Ihnen Infos geben, wie Sie konkret ihr Spielverhalten überprüfen können und in einem weiteren Beitrag wird es um die direkt Betroffenen gehen: Die Familie. Was kann/muss ich als Angehöriger tun und lassen?
Wichtig ist mir, Ihnen die Bedeutung des Themas näher zu bringen und Sie in die Lage zu versetzen, zum Thema Spielen achtsam mit sich selbst umzugehen – damit Sie nicht irgendwann zu den vier Prozent Spielern gehören, die mit dem Spiel unangenehmen Situationen oder Gefühlen aus dem Weg gehen. Es ist mit dem Spiel wie mit allen Genussmitteln:
Halten Sie Maß und nutzen Sie nicht nur ein Genussmittel!
Mehr Infos in Buchform: Grüsser, S.M. & Albrecht, U. (2007). Rien ne va plus – Wenn Glücksspiele Leiden schaffen. Ein Ratgeber. Huber-Verlag, Bern.
Sie kennen jemanden, der akut Hilfe zum Thema benötigt? In Kooperation mit der BzGA unterstützen wir das Informationsangebot Check dein Spiel, welches diverse Tests und Beratungsangebote bietet.
Auf unserer Webseite erhalten Sie hier weitere Hinweise dazu, was Lotto Brandenburg für den Spielerschutz tut.